Warum Waldkindergarten?

Als Erzieherinnen konnten wir in den letzten Jahren die Veränderung der Arbeit in Kindertagesstätten miterleben.
Die Ansprüche steigen ständig: Kinder sollen rundum gefördert werden, es gibt Sprachkurse, Musikkurse, Computerkurse, Schulvorbereitungskurse etc.
Wenn die Kinder auffällig und unruhig werden, gibt es Entspannungskurse und Anti-Agressionstraining.
Es bleibt keine Zeit mehr für spontane Aktionen oder um einfach mal ein Buch vorzulesen.
Ganz zu schweigen davon, dass die Kinder Zeit und Raum für unverplantes Spiel hätten.

Kinder im Vorschulalter lernen aber gerade dadurch, dass man ihnen zugesteht, eigene Erfahrungen zu machen, zu experimentieren, sich auszuprobieren usw.
Im Rollenspiel zum Beispiel lernen Kinder sich abzusprechen, sich an selbst aufgestellte Regeln zu halten, sich zu verständigen und zu einigen. Sie können in andere Rollen schlüpfen, sich darin ausprobieren und so über sich selbst hinauswachsen. Dafür brauchen sie ungestörte Zeit und genügend Raum.

In Kindertagesstätten sind meist 25 Kinder in einem Gruppenraum. Da bleibt nicht viel Platz für jedes Kind. Es ist extrem laut und oft unruhig, besonders in der kalten Jahreszeit kommt es ständig zu Konflikten, die Kinder sind zunehmend unausgeglichen und aggressiv.

In einem Waldkindergarten ist ausreichend Platz, die Kinder können sich alleine oder in kleinen Gruppen zurück ziehen oder sich anderen anschließen.

Die Ruhe im Wald wirkt ausgleichend und wir konnten oft beobachten, dass es im Wald weniger Streit gibt als in Räumlichkeiten. Aggressive Kinder wirken ausgeglichen und bemerkenswerterweise ist es auch oft so, dass schüchterne Kinder im Wald mehr aus sich heraus gehen.

Waldkindergarten-Gruppen sind kleiner und haben einen höheren Personalschlüssel als Gruppen in Hauskindergärten, daher haben die Erzieher/innen mehr Zeit und Aufmerksamkeit für jedes einzelne Kind.

Natürlich heißt Waldkindergarten nicht, dass die Kinder immer nur im Wald spielen.
Genau wie in Hauskindergärten auch gibt es z.B. den Morgen- und Abschlusskreis (Stuhlkreis) als festen Bestandteil des Tages, in dem wichtige Themen besprochen, Lieder gesungen, Spiele gespielt, Gedichte gelernt werden usw. Es werden auch oft andere Spielorte wie Wiesen, Bäche, Ställe usw. aufgesucht.
Regelmäßig werden Projekte zu verschiedenen Themen durchgeführt.

Im Bollerwagen ist auch immer einiges an Material dabei, so dass die Kinder z.B. Bücher anschauen, malen, basteln oder werken können.

Studien haben ergeben, dass Kinder aus Waldkindergärten in der Schule im Durchschnitt bessere Leistungen erbringen, konzentrierter sind und ein besseres Sozialverhalten zeigen als Kinder aus Hauskindergärten!
Das zeigt, dass die übermäßige "Förderung" in Hauskindergärten vielleicht einfach "zu viel des Guten" ist und man nicht vergessen sollte, dass Kinder Kinder sind und ein Recht auf kindliches Spiel haben.


Weitere Gründe für einen Waldkindergarten sind

die gesundheitlichen Aspekte durch den ständigen Aufenthalt an der frischen Luft und bei jedem Wetter. An einem kalten Tag arbeitet der Körper auf Hochtouren, wodurch das Immunsystem gestärkt wird.

die umfangreiche Bewegungsförderung. Kinder haben einen starken Bewegungsdrang, den sie in Hauskindergärten kaum ausleben können, denn bei 25 Kindern plus Mobiliar in einem Raum bleibt nicht viel Platz für Bewegung. Bewegungsförderung in Hauskindergärten findet daher immer nur zeitlich begrenzt in extra Räumen (Turnraum, Flur, Garten) statt.

das Erleben der Natur im Jahreslauf. Der Wald ist immer gleich und doch ständig im Wandel. Zu verschiedenen Jahreszeiten kann der gleiche Platz ganz anders wirken. Das macht es zum einen immer wieder spannend, weil es ständig Neues zu entdecken gibt, zum anderen zeigt es den Kindern die Regelmäßigkeit der Abläufe in der Natur.


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